„Benötigt der Landkreis Miltenberg einen eigenen Schlachthof?“

Pressetext zur Veranstaltung „Zum Hirschen“, Eichenbühl-Riedern

 

 

„Benötigt der Landkreis Miltenberg einen eigenen Schlachthof?“

 

 

Um auf diese Frage und die aktuelle Schlachtsituation für die betroffenen Unternehmen sowie für unsere Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Miltenberg bewerten und beantworten zu können, hat die NeueMITTE Landkreis Miltenberg e.V. am vergangenen Freitag alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung in den „Hirschen“, Eichenbühl-Riedern eingeladen.

 

 

Wie wichtig dieses Sachthema für den Landkreis Miltenberg ist, zeigte die Anwesenheit der Landtagsabgeordneten Martin Stock (CSU) und Thomas Zöller (FW) sowie die ca. 100 anwesenden Landwirte, Metzger, Unternehmer und BürgerInnen.

 

Kreisrat Matthias Ullmer war, wie die gesamte Vorstandschaft der NeuenMITTE über das große Interesse an der Veranstaltung überwältigt. 

 

 

Nach Begrüßung der Anwesenden durch die 1. Vorsitzende Claudia Müller-Bartels führte Kreisrat Matthias Ullmer aufgrund der Vorkommnisse und Missstände um den Schlachthof Aschaffenburg zum Thema des Fortbestandes/Weiterführung des Schlachthofes und ggf. der Notwendigkeit eines eigenen Schlachthofes für den Landkreis Miltenberg ein. Hierfür konnten aus der Fleischbranche einige Referenten zu Impulsvorträgen über die aktuelle Schlachtbranche, Erzeugung und Vermarktung und Informationen einer modernen Schlachtstätte gewonnen werden.

 

 

Innungsobermetzgermeister Josef Neuberger berichtet über den Rückgang von noch 55 Betrieben im Jahr 2001 auf aktuell noch 24 Metzgereien. Davon wiederum sind noch 8 bis 9 Selbstschlachter, der Rest der Metzgereien ist auf den Schlachthof Aschaffenburg angewiesen. Generell befürwortet die Innung die regionale Schlachtung. Es ist ein drastischer Rückgang bei den Ausbildungen im Fleischerhandwerk und auch der FleischereifachverkäuferInnen zu verzeichnen.

 

 

Metzgermeister Josef Eck, Miteigentümer der Metzgerei Heigel & Eck, stellt die in Großheubach neu errichtete Schlachtstätte vor. Dort werden pro Jahr bis zu 250 Schweine und Großvieh geschlachtet. Die Betriebsstätte und die Kühlmöglichkeiten lassen noch eine Kapazitätserhöhung von ca. 15% zu. In seinem Vortrag wird das Tierwohl, die Frische und Qualität der Fleischerzeugnisse durch die optimierten Produktionsschritte wie kurze Transportwege, auf das Tierwohl angepasste lichtgedimmte und grün geflieste Räumlichkeiten durch stressfreie Schlachtung hervorgehoben. 

 

 

Nach den Ausführungen von Landwirt Egid Hennig, Neunkirchen, ist eine enge und regionale Beziehung zum Schlachter für eine zukunftssichere Unternehmenssicherung notwendig. Jeder Landwirt ist Unternehmer und muss generationenübergreifend planen. Die politischen Rahmenbedingungen geben derzeit keine Planungssicherheit und so können Landwirte nicht überleben. Länder wie z.B. Dänemark oder Ukraine können einführen was sie wollen. In Deutschland bestehen zu viele harte Vorgaben; kleine Landwirtschaftsbetriebe sind nicht überlebensfähig.

 

 

Landwirt Florian Neuberger, Direktvermarkter von Rindfleisch, berichtet über die Haltung und Selbstvermarktung über ein automatisiertes Verkaufssystem. Die sinkenden Endverbraucherpreise lassen die Weitergabe der steigenden Fixkosten nicht zu. Großbetriebe sind effizienter, allerdings nicht in der Qualität. Ein Schlachthof würde wohl nicht über die Region ausgelastet sein und Tiere müssten überregional angeliefert werden. Er stellt fest, dass kommunale Mittel nicht für einen Schlachtbetrieb eingesetzt werden sollten.

 

 

Herr Martin Fries, Amt für Landwirtschaft Würzburg, betont, dass der Fleischkonsum zum Menschen gehört. Es wird produziert was der Kunde kauft. Deutsches Fleisch hat eine höhere Wertigkeit wie Importe aus den Massenhaltungen z.B. aus Brasilien. Auch müssen in Deutschland die Ferkelerzeuger mitgenommen werden. Die Politik hat hierzu unsinnige Gesetzesvorgaben gemacht, die den Landwirten eine Haltung unrentabel machen. Nach seiner Meinung machen kommunale Schlachthöfe keinen Sinn. Man braucht hier Fachleute und das sind die privaten Erzeuger und Schlachter.

 

 

Einig sind sich alle Referenten und in der Diskussionsrunde beteiligten Landwirte und Metzger, dass die Wertschöpfungskette in der Region erhalten bleiben und beim Verbraucher die Qualität der Produkte Wertschätzung erfahren muss.  

 

Um Qualität halten zu können, auch hier sind sich alle einig, benötigt es einen regionalen Schlachthof um Metzgereien, Gemeinschaftsverpflegung, Märkte und Gaststätten der Region für den Bedarf der BürgerInnen im Landkreis Miltenberg versorgen zu können.  

Der Betrieb sollte jedoch privat-/genossenschaftlich unter Nutzung aller öffentlichen Zuschüsse gebaut und betrieben werden. Eine Beteiligung oder dauernde Bezuschussung durch Kreis oder Gemeinden ist nicht sinnvoll.

 

 

Fraktionsvorsitzender Günther Oettinger fasste die getroffene Beschlusslage im Kreistag kurz zusammen und hoffe auf eine der Region dienliche Entwicklung. Eine Prognose, wie in 10 Jahren örtliche Landwirtschaft, Vieherzeugung, Metzgereien oder Schlachtbetriebe noch vorhanden sind, traut sich keiner der Referenten zu geben.

 

 

Kreisrat Matthias Ullmer dankte gemeinsam mit der 1. Vereinsvorsitzenden Claudia Müller-Bartels für das Interesse an der Informationsveranstaltung und überreichten den Referenten Präsente.