Günter Goldhammer aus dem Sulzbacher Ortsteil Soden und Rudi Schuck aus Elsenfeld und haben schon viel gesehen. „Aber das übertrifft
alles“, sagen die beiden. Am Freitag nach der Katastrophe sind die beiden Unternehmer mit ihren Helfern vom Einsatz aus dem Katastrophengebiet in Ahrweiler in Rheinland Pfalz zurückgekehrt. Mit
20 weiteren Helfern haben die beiden in der vom Hochwasser besonders schlimm betroffenen Region um Ahrweiler drei Tage lang angepackt. Unterstützt wurden sie auch von Klaus Fischer, Gartenbau und
Volker Giegerich, Baggerbetrieb, Mömlingen.
„Es sah aus wie nach einem Bombenangriff“, erzählt Goldhammer. „Schon auf der Anfahrt sahen wir hunderte von liegengebliebenen und verschlammten Autos im Straßengraben und auf der Straße.
Telefon, Toiletten, Duschen, Strom und Wasserleitungen gab es einfach nicht mehr. Die Straßen und Gehwege waren komplett belagert mit Müll. Häuser die noch bewohnbar sind, waren am Fenster
markiert. An Häusern mit einem Kreuz durfte niemand mehr rein, weil sie einsturzgefährdet waren. „Ich war den Tränen nah, als ich dort ankam“, sagt Goldhammer. „Die Situation vor Ort war einfach
unvorstellbar und chaotisch“.
„Wir waren autark und haben uns komplett selbst organisiert“, betont Goldhammer. Geschlafen haben die Helfer aus dem Landkreis Miltenberg in Sinzig auf einem Parkplatz. Zu acht in einem
Tournee-Bus und in Feldbetten der Elsenfelder Feuerwehr.
Schon bei der Fahrt nach Ahrweiler gab es das erste Problem. Die Polizei hatte die Zufahrtsstraße abgesperrt und wollte niemanden reinlassen. „Aber irgendwie hat es doch geklappt und wir sind
einfach reingefahren. Wir wollten unbedingt helfen“, sagt Goldhammer. Unterstützung erhielten die Unternehmer von der Feuerwehr und der Bundeswehr, die die Straßen abgesperrt und
Einbahnverkehrsregelungen eingerichtet hatten.
Der Auftrag war, die Hauptstraße von Müll und Abfall zu räumen. Der Müll wurde in den Seitenstraßen gesammelt und auf den Marktplatz gebracht. Vom Marktplatz aus organisierten die Helfer das
Beladen. Von dort aus wurde der Müll dann auf einen großen Müllsammelplatz gebracht und schließlich mit einem 50-Tonnen Bagger auf Lkws und Traktoren verladen und auf Feldern und Äckern
gelagert.
Bis in die Nacht hatten die Helfer gearbeitet, um die Straße frei zu räumen. Am nächsten Morgen stand wieder alles voll, weil Ladeninhaber und Hausbewohner Regale, Möbel, Holz und sogar
Estrichteste vor die Geschäfte und Häuser abgelegt hatten.
„Als erstes mussten wir den Schutt aus den Straßen herausschaffen. Das hat anfangs auch gut geklappt“, erzählt Goldhammer. Aber Ende der Woche waren so viele freiwillige Helfer vor Ort, das man
mit schwerem Gerät nicht mehr durch die Straßen kam. „Es war zu gefährlich, dort zu arbeiten. Fast wäre ein Passant von einem vom Lkw fallenden Kühlschrank getroffen worden. „Aber zum Glück ist
nichts passiert“. Am Donnerstagabend hatten die freiwilligen Helfer deshalb entschieden, den Einsatz abzubrechen. Auch die Einsatzleitung vor Ort hatte mittlerweile angeordnet, keine freiwilligen
Helfer mehr in die Stadt zu lassen und nur noch schweres Gerät zuzulassen.
Ein Problem ist laut Goldhammer aber, dass Gasflaschen, Ölfässer, Autobatterien und Kühlschränke einfach am Straßenrand entsorgt werden. Mülltrennung gibt es einfach nicht. In Zukunft muss man da
umdenken, appelliert der Sodener. Er sieht die Gefahr, dass die Landschaft und der Boden durch Öl und Abfall verseucht werden. Außerdem ist es gefährlich, wenn ein Bagger eine Gasflasche erwischt
und dadurch großen Schaden verursachen und sogar Menschenleben gefährden kann.
Von den Menschen in der betroffen Region sind Schuck und Goldhammer schwer beeindruckt. Sie hadern nicht in ihrem Schicksal sondern packen an, sind optimistisch und dankbar für die Hilfe. „Wir
haben sogar Kaffee und Kuchen angeboten bekommen“. Als kleines Dankeschön für die Helfer gab‘s vom Straßenmusiker sogar ein Lied auf dem Saxophon.
Rudi Schuck und Günter Goldhammer betonten noch einmal, dass bei dem Einsatz alle Unternehmer eine gemeinsame Sprache gesprochen und alle an einem Strang gezogen haben. „Wir wussten, wo wir
anpacken mussten und hatten die richtigen Geräte dabei“. Die beiden wollen in ein paar Wochen noch einmal mit ihren Kollegen ins Katastrophengebiet fahren, um zu helfen. Und sie wollen den
Betroffenen Spenden vom Rotary Club und vom Lions Club zukommen lassen.
Der Stein wurde nun ins Rollen gebracht, sagen die beiden Macher. Wer noch mit anpacken will, kann sich ganz einfach bei Rudi Schuck Telefon 0171/5149761 melden. Ganz unbürokratisch.
Foto, Text: Martin Roos